Publikationsliste: 2. Methoden und Methodenkritik der Sozialforschung

Untersuchungsmethode und soziale Wirklichkeit. Eine Kritik an Interview und Einstellungsmessung in der Sozialforschung.

edition suhrkamp, Frankfurt a. M. 1974 207 S.

2. Auflage 1980 bei Syndikat, Frankfurt a.M., mit Nachwort „Hinweise zu einer alternativen Sozialforschung.

3. Auflage 1981 als Athenäum Taschenbuch, Königstein Ts.

Den Anstoß zu diesem Buch gab eine mehrsemestrige Seminarreihe „Logik der Sozialwissenschaften“, die ich als wiss. Assistent am Institut für Philosophie der FU Berlin 1971/73 durchgeführt habe. Es arbeitet die Schlussfolgerungen meiner Dissertation aus und wendet sie in Analysen zum sozialen Kontext von Interviews und Einstellungsmessungen in der empirischen Sozialforschung genauer an. Mit der Schrift habe ich an der FU Berlin, im Fachbereich Philosophie und Sozialwissenschaften 1975 habilitiert.

Das Buch kritisiert die damals beginnende Anpassung einer gesellschaftskritischen Soziologie an Methoden einer sehr eng angelegten „empiristischen“ Sozialforschung. Unter dem Deckmantel eines sich sehr links gebenden Marxismus wurde z. B. die standardisierte Interview-Technik für kritische Soziologie „gesellschaftsfähig“. So konnte scheinbar ergebnisreich, vor allem aber durch erteilte Aufträge lukrativ Sozialforschung betrieben werden. Die Meinungsforschung ist ein klassisches Beispiel dafür

Das Buch wurde über mehrere Jahre viel gekauft und gelesen, viele Studenten haben es in den Empirie-Seminaren kritisch gegen die streng quantifizierenden Forschungsansätze ihrer Lehrer eingesetzt. Ich habe mich dadurch in der soziologischen Fachwelt nicht unbedingt beliebt gemacht und bin auch kaum zu öffentlichen Diskussionen meiner Thesen und meiner Kritik an Universitäten eingeladen worden.

Die wichtigsten Thesen, die ich mit „Untersuchungsmethode“ zu begründen suche sind:

  • Die Verfahren zur Untersuchung von Gesellschaftsbewusstsein ( standardisiertes Interview und attitude research) sind selektiv auf Meinungen und Einstellungen zugeschnitten, die mit Herrschaftsverhältnissen konform gehen.
  • Komplexe, ambivalente und widersprüchliche Sozialorientierungen lassen sich so nicht erfassen. Die Forschung beschränkt sich auf und begünstigt stereotypes, schubladenhaftes Denken. Für eine kritische Sozialforschung ist das völlig unpassend.
  • Der strenge Objektivitätsansatz erweist sich als fragwürdig. Die Annahme von situationsunabhängig geltenden Einstellungen sollte besser aufgegeben werden. Das gilt ebenso für die strikte Neutralität der Sozialforscher, die sich mit der sich als falsch herausstellenden Annahme verbindet, er würde den Untersuchungsprozess nicht beeinflussen
  • Die Struktur der Sozialbeziehungen im standardisierten Forschungsprozess ist mit dem stärker kollektivistisch und egalitär geprägten Sozialverhalten in vielen Sozialbewegungen nicht vereinbar.

Weitere Aufsätze zu praktischen Methodenfragen der Sozialforschung (vgl. auch das Kapitel „Niederlande“):

Gesprächsführung in der teilnehmenden Beobachtung, In: OBST. Osnabrücker Beiträge zur Sprachtheorie, Heft 6, 1978. 16S.

Hier vertrete ich ein Konzept der „forschenden“ Gesprächsführung, das sich aus Besonderheiten der jeweiligen sozialen Situation entwickelt, z.B:.

„Beziehe die Gesprächsführung weniger auf Deine Informationsinteressen, sondern gleiche sie sensibel der be- und entstehenden Gesprächssituation an“

„Nimm Aussagen nicht einfach als Bekundungen allgemeiner Einstellungen, sondern versuche sie aus der Situation ihrer Äußerung zu interpretieren“

„Was Menschen denken, wird oft erst aus dem deutlich, wie sie denken, ihre Gedanken und Einfälle entfalten“.

Das und anderes erläutere ich an Forschungserfahrungen aus einer andalusischen Kleinstadt.

Aktionsforschung unter Arbeitseinwanderern, In: Jürgen Hoffmeyer-Zlotnik, Hrsg.: Qualitative Methoden der Datenerhebung in der Arbeitsmigrantenforschung, Mannheim 1986.

Diese Studie stellt fünf „Spielregeln“ von Aktionsforschung auf und erläutert sie an Beispielen meiner eigenen Aktionsforschungen mit Arbeitsemigranten.



Beiträge:

1. Wissenschaftstheorie – lesen…

2. Methoden der Sozialforschung

3. Sozialforschung in Andalusien und Artikel in spanischer Sprache – lesen…

4. Theorie der Arbeiterbewegung – lesen…

5. Schriften in den Niederlanden – lesen…

6. Soziologie und Politik der Arbeitseinwanderung – lesen…

7. Interkulturelle Erziehung – lesen…

8. Ökologie und Umweltpolitik – lesen…

9. Bosnien/Kosovo – lesen…

10. Brandenburg und Berlin – lesen…

11. Europa und „Benachbartes“ – lesen…

12. Atompolitik – lesen…

13. Energie- und Klimapolitik – lesen…

14. Entgrenzte Städte – lesen…

15. Der lange Schatten des Prometheus – lesen…

16. Veröffentlichungen in der Folge des „Prometheus“ – lesen…

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